Sächsische Zeitung | 25. Okt. 2016

Tatort Fußballplatz

Von Alexander Hiller

Der 1. FFC Fortuna ergattert eine Nebenrolle im neuen Dresdner Sonntagskrimi. Das Ergebnis einer ereignisreichen Saison.

Das könnte die ereignisreichste Saison in der Klubgeschichte des 1. FFC Fortuna Dresden werden. Dabei bleibt der Elf von Trainer Andreas Pach ein sportlicher Aufstieg aber wohl vorerst erspart. Im Spitzenspiel des 7. Spieltages unterlagen die Dresdnerinnen am Sonntag bei Viktoria Berlin (3.) mit 0:2 (0:2). Anja Kähler (38., 40. Handstrafstoß) zerstörte die Hoffnungen der Gäste, die damit auf Rang fünf zurückfielen – allerdings lediglich vier Punkte hinter Spitzenreiter Magdeburger FFC.

Möglicherweise etwas schwerer als die sportlich gar nicht mal so schlechte Ausgangslage wiegt die gewachsene öffentliche Wahrnehmung. 1 052 Zuschauer beim 0:9 gegen den VfL Wolfsburg in der 2. Runde des DFB-Pokals bedeuten nicht nur Vereinsrekord. So viele Besucher erlebten noch nie ein Pflichtspiel einer Dresdner Frauenfußball-Mannschaft. Und die Fortuna-Frauen dürfen demnächst auf ein Millionenpublikum hoffen. Zwar nur für wenige Sekunden und vermutlich inkognito. Aber immerhin.

Im neuen Dresdner Tatort spielen einige Kickerinnen Komparsen-Rollen – in ihrem sportlichen Element. Die Regie-Assistentin Kirsten Petersen meldete sich eines Tages bei Sportvorstand Roland Hönisch. „In dem neuen Fall spielt eine Zeugin Fußball, deshalb hat das Tatort-Team hier einen Verein gesucht“, erklärte Fortuna-Trainer Andreas Pach. Für die dazu passende Szene im Trainingsalltag, die von 10 bis 14 Uhr auf dem Kunstrasenplatz hinter dem DDV-Stadion abgedreht wurde, schaufelten sich einige Fortuna-Fußballerinnen extra auf Arbeit ihren Vormittag frei. „Ein riesiger Aufwand, der da betrieben wird, mit Wohnmobilen und zwei Köchen für das gesamte Team“, staunte Pach über die Umstände. „Eine sehr interessante Geschichte für uns, auch wenn wir als Verein in den 15 bis 20 Sekunden, die letztlich davon gesendet werden, vielleicht nicht zu identifizieren sind“, erklärt der Fußballlehrer. Der Sendetermin im neuen Jahr ist noch offen. „Aber“, fügt er an, „wir wollen diese Aufmerksamkeit und genießen sie auch“, bestätigt er. Damit, so meint Pach, stehe der 1. FFC Fortuna derzeit gegen einen Trend beim Frauenfußball. Die Zahlen in Sachen Aufmerksamkeit, Wahrnehmung und Öffentlichkeit sind regional betrachtet eher rückläufig. Pach macht das an einer gewissen Beliebig- und Austauschbarkeit fest, die er vor allem in Leipzig beobachtet. Dort buhlen neben Regionalligist FFV Leipzig gleich vier Landesliga-Klubs – darunter auch RB Leipzig – um die Gunst der Zuschauer und Sponsoren.

Dass über den 1. FFC Fortuna weiter gesprochen wird, dafür könnten auch interessante Personalien sorgen. Beispielsweise feierte Ainhoa Weber Perea am Sonntag ihr Pflichtspieldebüt für den Regionalligisten. Die 19-jährige Deutsch-Spanierin lebte mit ihren Eltern zuletzt drei Jahre lang in Cleveland und studiert nun an der HTW Dresden. „Ein interessantes Mädel“, sagt Andreas Pach, „man muss aber abwarten, ob es für die Regionalliga reicht.“

 

Quelle: sz-online.de (Sächsische Zeitung, 25.10.16)

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