Dresdner Neueste Nachrichten | 07. Okt. 2016

Fortuna Dresden will langfristig vom VfL Wolfsburg profitieren

Pokalkracher gegen den Titelverteidiger soll die Bekanntheit des Frauenfußballs in der Elbmetropole steigern.

Jens Maßlich

Beim Regionalligisten Fortuna Dresden ist derzeit alles auf den Pokalkracher gegen den VfL Wolfsburg ausgerichtet. Nicht nur sportlich, auch wirtschaftlich will man die Partie nutzen, um den Frauenfußball in Dresden weiterzuentwickeln.

Andreas Pach hat derzeit nur einen Wunsch. „Es wäre schön, wenn Ralf Kellermann nicht mit der zweiten Mannschaft anreist und die ein oder andere mit dabei hat. Dresden möchte ein Fußball-Highlight mit den Stars der Liga erleben“, sagt der Trainer der Regionalliga-Fußballerinnen des 1. FFC Fortuna Dresden. Sie treffen am Sonnabend um 14 Uhr in der zweiten Runde des DFB-Pokals im Dresdner Heinz-Steyer-Stadion auf Titelverteidiger VfL Wolfsburg. Und in den Reihen des Bundesligisten und Champions-League-Teilnehmers stehen mit den Nationalspielerinnen Anja Mittag, Lena Goeßling, Babett Peter, Almuth Schult, Anna Blässe und Isabel Kerschowski gleich sechs Rio-Olympiasiegerinnen.

Pach schätzt die Chancen auf ein Weiterkommen realistisch ein. „Wir wollen uns vor allem gut präsentieren, alles andere wäre vermessen.“ Für den 46-Jährigen ist auch eines wichtig: „Wir schauen, dass wir alle Spielerinnen zur Verfügung haben, sie von ihren Arbeitsplätzen frei bekommen.“ Auch Sportvorstand Roland Hönisch sieht im Pokalkracher vorrangig die Chance, den Frauenfußball in Dresden langfristig weiterentwickeln zu können. „Wir befinden uns in einem Lernprozess. Bei Wolfsburg sieht man, was alles möglich ist. Das nehmen wir gern mit.“

Unter wirtschaftlichen Aspekten ist die Partie für Hönisch zweischneidig. Zwar habe der Deutsche Fußball-Bund (DFB) eine Prämie für das Erreichen der zweiten Pokalrunde ausgerufen, diese stehe aber in keinem Verhältnis zu der der Männer. Auch der Organisationsaufwand sei wesentlich höher, da alles ehrenamtlich geschehe. Dennoch erhoffe man sich im Verein am Ende eine Summe, „bei der wir sagen können, dass sich der Aufwand gelohnt hat“, sagt Hönisch.

Ohnehin denkt man bei den Fortunen eher langfristig. Für die nächsten Jahre hat man sich ehrgeizige Ziele gesetzt, denn größere Erfolge liegen schon lang zurück. 1978 als Betriebssportgemeinschaft Lufttechnische Anlagen (BSG LTA) Dresden gegründet, stieg man 1992 in die Amateur-Oberliga Nordost auf, aus der zwei Jahre später die Regionalliga Nordost hervorging. 1996 wurde der Verein dort drei Jahre nach der Neugründung als SV Fortuna Rähnitz Meisterschaftszweiter. Nach dem bitteren Abstieg mit nur neun Saisontoren 2004 spielt man seit 2009 wieder drittklassig.

„In den nächsten vier bis sieben Jahren wollen wir uns für die Bundesliga qualifizieren und dort auch etablieren“, sagt Hönisch. Doch der Sportvorstand, der gleichzeitig auch als Torwarttrainer fungiert, weiß auch, dass „letztlich alles eine Kostenfrage ist. Es bedarf schon eines sehr hohen Aufwandes an ehrenamtlicher Arbeit und Engagement. Von den Verbänden bekommt man im Vergleich zum Männer- und Juniorenbereich relativ wenig Unterstützung.“

Insgeheim wünscht man sich beim Verein auch von der Stadt Dresden etwas mehr Unterstützung. Man bekenne sich zwar in der Sportförderrichtlinie zum Frauen- und Mädchenfußball, in der Umsetzung sei es aber eher noch ein zäher Prozess. Einfache Punkte seien unter anderem die Belegung von Sportplätzen oder der Sporthallen im Winter. Dennoch sei man auf einem guten Weg. „Wir erfahren derzeit eine außerordentlich große Unterstützung“, sagt Hönisch mit Blick auf die gemeinsame Organisation des Pokalspiels.

 

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