Sächsische Zeitung | 10. Nov 2015

Fortuna befreit sich aus der Negativserie

In der Regionalliga Nordost darf Dresden wieder nach oben gucken, wenn da nicht das Problem im Tor wäre.

Von Alexander Hiller

Kathleen Freude hätte eigentlich so auflaufen können wie immer. Im Spielerinnen-Dress des 1. FFC Fortuna Dresden. Doch weil Stammtorhüterin Elisa Walter sich krank meldete und deren Vertreterin Florentine Rudloff mit einem Kreuzbandriss für den Rest der Saison ausfällt, musste die blonde Abwehrspielerin ins Outfit einer Torhüterin schlüpfen und gewissermaßen die Ersatzfrau der Ersatzfrau spielen.

Ihre Handschuhe hätte Kathleen Freude für diesen Aushilfsjob gar nicht benötigt. Die Dresdnerinnen hatten am Sonntag am 10. Spieltag der Fußball-Regionalliga Nordost ihre Gäste vom 1. FC Neubrandenburg so sicher im Griff, dass Freude mit den Händen nicht einmal ernsthaft zu- beziehungsweise greifen musste. Stattdessen begnügte sich die 27-Jährige, die sonst die rechte Außenposition in der Viererkette bekleidet, mit einigen gut getimten Ausflügen aus ihrem Strafraum – und verhinderte so einige wenige mögliche Gästechancen schon vor ihrer Entstehung.

Dass die Elbestädterinnen das ungleiche Duell gegen den spielerisch arg limitierten Tabellenvorletzten aus Neubrandenburg „nur“ mit 2:0 (1:0) für sich entscheiden konnten, lag wohl eher an der eigenen Verunsicherung, dem mangelnden Selbstvertrauen. Schließlich hatte die Elf des 1. FFC Fortuna zuvor in fünf Partien in Folge keinen Sieg eingefahren und damit eine lukrativere Tabellenplatzierung als den derzeitigen fünften Platz verspielt. Da kann man vor dem Tor schon mal länger nachdenken als nötig. Carolin Sophie Härling (15., 51., 55.), Jessica Schleusing (15.), Christin Janouch (49.), Lisa Richter (59.) und Julia Schuster mit einem Kopfball (38.) ließen die aussichtsreichen Möglichkeiten für einen echten Kantersieg ungenutzt. „Verunsicherung will ich das nicht nennen, da waren wir einfach kollektiv zu unkonzentriert. Ich hoffe, die Verwertung dieser Chancen haben wir uns für die kommenden Spiele aufgespart. Ansonsten war ich mit unserer Spielanlage zufrieden, wenngleich uns der Gegner natürlich auch viel gestattet hat“, sagt Trainer Andreas Pach.

Zumindest zwei ihrer Möglichkeiten ließ sich Carolin Sophie Härling nicht nehmen. Zunächst verwertete die 22-jährige eine schlecht abgewehrte Eingabe von Linda Ottlinger per Fallrückzieher aus Nahdistanz im Stile einer echte Torjägerin (30.). Dann machte der Neuzugang aus Leipzig eine Viertelstunde vor Schluss nach präziser Vorlage von Marion Sattler alles klar – ihr neunter Saisontreffer. Durchaus möglich, dass Härling ihre Offensivpower in den kommenden Wochen zügeln muss – für das Wohl der Mannschaft. „Auch Caro ist eine Option für die Torhüterposition“, betonte Andreas Pach nach der fehlerfreien Leistung von Kathleen Freude. „Denn es kann leider sein, dass uns auch Elisa Walter eine Zeit lang ausfällt. Da müssen wir jetzt auch Möglichkeiten im eigenen Nachwuchs prüfen“, betonte Pach. Diese Suche nach Notlösungen kommt für Fortuna zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Jena II (2.) , Beelitz (9.) und Magdeburg (4.) warten in den kommenden Wochen als Gegner.

 

Quelle: sz-online.de (Sächsische Zeitung, 10.11.2015)

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