Sächsische Zeitung | 25. April 2017

Der personelle Aderlass ist für Fortuna zu groß

Von Alexander Hiller

Die Frauen des Fußballdrittligisten müssen sich mit dem Kampf um Platz fünf begnügen. Für helle Aufregung sorgt ein anderer Klub.

In einem weitestgehend höhepunktarmen Verfolgerduell haben die Fußballerinnen des 1. FFC Fortuna Dresden in der Regionalliga Nordost wohl die letzte Chance auf eine bessere Platzierung verspielt. 

Die Elf von Trainer Andreas Pach (5.) musste sich am Sonntag dem besser platzierten Tabellennachbarn Viktoria Berlin mit 0:2 (0:2) beugen. Der Rückstand der Sächsinnen auf den vierten Rang im Gesamtklassement beträgt damit sieben Zähler, der Vorsprung auf Platz sechs aber immerhin auch fünf Punkte. „Beide Seiten haben sich neutralisiert, die Partie wirkte deshalb letztlich sehr zerfahren, es kam kaum zu Torchancen“, monierte Fortuna-Trainer Andreas Pach. Sein Team verzeichnete erst im zweiten Durchgang den ersten Torschuss. Da war das Duell jedoch schon entschieden. Anja Kähler (25.) und Stephanie Gerken (35.) profitierten jeweils von kleinen Patzern der ansonsten sehr sicheren Fortuna-Torfrau Florentine Rudloff. „Das hat den Berlinerinnen natürlich in die Karten gespielt, für uns war es daher sehr schwer, uns überhaupt Möglichkeiten herauszuspielen“, sagt Pach. 

Die spielerischen Unzulänglichkeiten der Dresdnerinnen kommen freilich nicht sonderlich überraschend. In der Anfangsformation am Sonntag standen mit Rudloff, Lisa Richter, Kathleen Freude, Marion Sattler, Juliane Jonas und Jessica Schleusing lediglich sechs Akteurinnen mit nachhaltiger Regionalligaerfahrung. „Ja, wir erleben momentan einen enormen Umbruch. Derzeit stelle ich eigentlich nie die Mannschaft aus der Vorwoche auf, es verändert sich immer etwas“, betont der Trainer. Im Vergleich zum Saisonbeginn fehlen fünf bis sechs Leistungsträgerinnen im Kader. Zuletzt meldeten sich Linda Ottlinger und Judith Knieling in der Winterpause ab, veränderten sich beruflich nach Hamburg. Abwehrchefin Doreen Gloge fehlt seit Wochen im Kader – offiziell ist die 32-Jährige krank gemeldet. „Das ist ein enormer Aderlass, den wir nicht so einfach wegstecken. Aber vielleicht ist es ganz gut, dass die jungen Spielerinnen jetzt schon während dieser Saison eingebaut werden müssen und damit wichtige Erfahrungen sammeln.“ 

Unterdessen sorgt in der Liga der Rückzug des FFV Leipzig für Unruhe. Der Tabellenachte hat sich per 12. April aus dem Spielbetrieb (Regionalliga und Landespokal) abgemeldet und wird keine Lizenz für die kommende Saison beantragen. „Aus wirtschaftlichen Gründen ist ein weiterer Spielbetrieb nicht möglich“, heißt es auf der Homepage. Allerdings gründete sich per 3. März ein neuer Verein – der FC Phoenix Leipzig. Für den wollen alle bisherigen FFV-Kickerinnen künftig auflaufen. Deshalb hat sich auch der neu gegründete Klub für die Regionalliga Nordost beim Nordostdeutschen Fußball-Verband (NOFV) beworben – ohne sportliche Qualifikation. Für Andreas Pach wäre die Zulassung ein Skandal: „Ein Konstrukt in die Pleite zu führen, dann dem Kind einen neuen Namen zu geben, um an gleicher Stelle einfach so weiterzumachen, ist eine Frechheit“.

 

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