Sächsische Zeitung | 07. März 2017

Wie löst Fortuna die Personalkrise?

Von Alexander Hiller

Den Frauen des Fußball-Drittligisten fehlen in der Rückrunde zwei Leistungsträgerinnen.

Während Fußball-Drittligisten bei den Männern in der Winterpause selbst ohne entsprechende Aufstiegsambitionen gerne mal die Schatulle öffnen, um personell noch nachzubessern, ist das bei den Frauen ganz anders. 

Das zeigt sich am Beispiel des 1. FFC Fortuna Dresden. Der Tabellenfünfte der Regionalliga Nordost musste in der Winterpause zwei Leistungsträgerinnen ziehen lassen. Stürmerin Judith Knieling begann im Februar in Hamburg eine Ausbildung zur Polizistin. Kapitän und Mittelfeldmotor Linda Ottlinger schloss sich dem Nord-Zweitligisten SV Henstedt-Ulzburg an – ihr fehlt jedoch noch die Spielgenehmigung. Knieling (6) und Ottlinger (4) erzielten in der Hinrunde insgesamt zehn der 27 Fortuna-Tore. Mit einem schmalen Etat von ca. 45 000 Euro können die Dresdnerinnen diese Lücke natürlich nicht schließen. Zumal es für solche Fälle im Grunde genommen gar keinen Spieler- und Transfermarkt gibt – wie bei den Männern üblich. 

„Deshalb müssen wir sehen, wie wir das aus eigener Kraft einigermaßen auffangen können. Wir arbeiten schließlich nicht im Profibereich, wo man sich schnell mal jemanden kaufen kann“, sagte Fortuna-Trainer Andreas Pach. Die beiden aktuellsten Abgänge wiegen umso schwerer, da auch Abwehrspielerin Julia Schuster (18) seit November fehlt. Die gebürtige Mühlsdorferin kehrt am 30. April von einem Austauschprogramm aus Neuseeland zurück. Auch die erfahrene Mittelfeldspielerin Anne Engelhardt (31) will beruflich bedingt in der Rückrunde kürzertreten. 

Gleichwertig ersetzen kann er die beiden offensiven Stammkräfte Ottlinger und Knieling nicht. „Schon quantitativ betrachtet ist jeder Abgang in der Mannschaft ein Verlust. Linda war zudem eine, die ein Spiel mit einer Aktion auch mal allein entscheiden konnte. Und Judith hat sich eine starke Treffsicherheit erarbeitet“, betont der Trainer. „Ich bin mir sicher, Fortuna bricht nicht zusammen oder erleidet einen Knick in der Entwicklung. Es ist genug Qualität in der Mannschaft, um Erfolge einfahren zu können“, sagt Judith Knieling. Pach blieb nichts anderes übrig, als sich in der eigenen zweiten Mannschaft (Landesliga) oder bei den B-Juniorinnen nach Spielerinnen umzuschauen. Mit dem Ergebnis, dass am Sonntag beim Rückrundenauftakt vor 85 Zuschauern im Steyer-Stadion gegen die Reserve des Erstligisten FF USV Jena drei Akteurinnen unter 20 Jahren in der Startelf standen: Anika Rosenhahn (19), Julia Eisold und Nadine Klanthe (bd. 17). Das Endergebnis von 0:2 gegen den Tabellenzweiten war wenig überraschend. „Dafür hätten wir unsere ein, zwei dicken Chancen nutzen müssen“, sagt Pach. 

Unter diesen eingeschränkten personellen Möglichkeiten wird es für den Drittligisten aus Dresden auch schwer, die spielerisch starke Hinrunde zu wiederholen und den damit verbundenen fünften Platz zu verteidigen. „Das ist zumindest unser Anspruch. Ich denke, dass wir dafür stark genug sind, wenn alles optimal für uns läuft. Nach oben müssen wir uns aber nicht orientieren“, stellt Andreas Pach sachlich fest. Denn da stehen mit Magdeburg und Jena II zwei Teams mit ganz anderen Ausgangsbedingungen. „Jena kann mit seinem Leistungszentrum für seine Talente mindestens fünf Trainingseinheiten pro Woche anbieten. Ich bin froh, wenn bei unseren drei Einheiten so viele Spielerinnen wie möglich anwesend sind“, erklärt der Fortuna-Trainer.

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