Sächsische Zeitung | 27. Okt 2015
Fortuna verliert den Anschluss an die Spitze
Gegen Viktoria Berlin zieht der Regionalliga-Fünfte den Kürzeren. Doch jetzt kommt es noch härter.
Von Alexander Hiller
Mundwinkel unten, Köpfe unten, Stutzen unten, Stimmung ganz unten. Nach dem Spitzenspiel der Fußball-Regionalliga Nordost ging bei den Kickerinnen des 1. FFC Fortuna Dresden (5.) wirklich nicht mehr viel.Kein Wunder: Die Elf von Trainer Andreas Pach hatte vor 100 Zuschauern im Heinz-Steyer-Stadion gegen Viktoria Berlin (3.) mit 0:1 und damit auch den direkten Anschluss an die Tabellenspitze verloren. Auf sechs Punkte ist der Rückstand auf Spitzenreiter Union Berlin (19) angewachsen. „Jede andere Reaktion meiner Mädels hätte mich gewundert. Fußball lebt nun mal von der Emotion. Logisch, dass wir darüber sehr enttäuscht sind, wir haben ja auch einen gewissen Anspruch“, konstatierte Fortuna-Trainer Andreas Pach.Dabei erkannte der 44-Jährige durchaus ein ausgeglichenes Kräfteverhältnis, in dem sich beide Mannschaften weitestgehend im Mittelfeld neutralisierten. Heißt im Klartext: Die Chancen waren auf beiden Seiten sehr übersichtlich verteilt. Ein Freistoß von Carolin-Sophie Härling landete beispielsweise am Lattenkreuz (8.). Für Fortuna die einzige nennenswerte Offensivaktion in Durchgang eins.Daran wollten die Gastgeberinnen offenbar nach dem Seitenwechsel direkt anknüpfen. Nach einer Freistoßeingabe war die 17-jährige Abwehrspielerin Julia Schuster aber so überrascht, den Ball fünf Meter vor dem Tor völlig frei stehend auf dem Fuß zu haben, dass sie es verpasste, die Kugel wuchtig ins Netz zu schieben. Viktoria-Torhüterin Katharina Freiwald entschärfte die Chance mühelos. „Wenn wir da in Führung gehen, läuft die Partie ganz anders“, mutmaßte Pach. Denn genau im Gegenzug gelang den Berlinerinnen durch Hülya Kaya (48.) der alles entscheidende Treffer.Der Fortuna bis ins Mark traf. Denn fortan bestimmten die athletisch besseren und läuferisch effektiveren Gäste deutlich die Szenerie, ohne jedoch die endgültige Entscheidung erzwingen zu können. Erst in den Schlussminuten bäumte sich die Fortuna-Mannschaft sichtbar auf. Erst traf Carolin-Sophie Härling den Pfosten (87.), dann scheiterte Kathleen Freude mit einem gefährlichen Distanzschuss (90.). Letztlich zu wenig, um den verdienten Berliner Erfolg noch zu verhindern.Angesichts der aktuellen Personallage darf die eher schüchterne Vorstellung der Fortuna jedoch nicht verwundern. Christiane Zippack fehlte nach einem Fahrradunfall, Vorjahres-Kapitänin Juliana Franke wegen einer Knöchelverletzung, Susann Müller kämpft mit den Nachwirkungen eines Schädelhirntraumas, Neuzugang Christin Janouch war beruflich verhindert, Luca Swantje Oldenburg kehrt demnächst von einer Reise aus Indonesien zurück. Alles Spielerinnen mit dem Format für die Stamm-Elf. Solch Aderlass steckt in der Frauen-Regionalliga niemand mal so weg.Diese Verletzungsmisere trifft die spielerisch verbesserten Dresdnerinnen zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Nach dem Spitzenduell gegen Viktoria Berlin tritt der 1. FFC am kommenden Sonntag beim Spitzenreiter Union Berlin an. Die „Eisernen“ erzielten mit 38 Treffern bislang mit Abstand die meisten Tore in der Regionalliga. „Wir dürfen jetzt den Kopf nicht in den Sand stecken, sondern müssen weiter an uns arbeiten. Gegen Union wird das ein komplett anderes Spiel“, sagt Andreas Pach.