Sächsische Zeitung | 8. Dez. 2015

Da kommt Freude auf

Kathleen Freude absolviert ihr 400. Spiel für ihren Verein. In der Jubiläums-Partie führt der 1. FFC Fortuna Dresden sogar den Regionalliga-Zweiten Magdeburg vor.

Von Alexander Hiller

Das kommt im Fußball eher selten vor. Die Szene des Spiels passiert bereits vor dem Anpfiff. Kathleen Freude wird von ihrem besonderen Jubiläum selbst überrascht. Die blonde Abwehrspielerin des Fußball-Regionalligisten 1. FFC Fortuna Dresden läuft am Sonntag zum 400. Mal für ihren Verein auf – gegen den Tabellenzweiten Magdeburger FFC. Mannschaftsleiter Janko Seifert hat dafür eine Trophäe bei Ebay ersteigert – die ein wenig an den „Goldenen Schuh“ – für den besten Torjäger Europas erinnert.

Die 400 sieht man ihr kaum an. Die 28-jährige Kathleen Freude wurde vor der JubiläumsPartie mit einer kleinen Trophäe belohnt, später dann mit einem „Dreier“ ihres Teams. Foto: Ronald Bonß

Die 400 sieht man ihr kaum an. Die 28-jährige Kathleen Freude wurde vor der JubiläumsPartie mit einer kleinen Trophäe belohnt, später dann mit einem „Dreier“ ihres Teams. Foto: Ronald Bonß © ronaldbonss.com

(An den Fotografen Ronald Bonß: Wir wissen um das Urheberrechtsgesetz. Doch es ist so ein schönes Foto zu diesem Artikel, dass wir es in diesem Zusammenhang (ungefragt) gern mit veröffentlichen wollen. Ist dies nicht gewünscht, dann bitten wir um Mitteilung. Wir entfernen es sofort. Danke sehr!)

 

Tore schießen war jedoch nie die primäre Aufgabe von Kathleen Freude. Die 28-Jährige ist vielmehr die fleischgewordene Konstanz. Selten verletzt, immer einsatzfreudig – selbst auf ungewohnten Positionen. In dieser Saison musste Freude bereits zweimal im Tor aushelfen. „Das waren die einzigen Partien, in denen wir zu null gespielt haben. Das sagt doch alles aus“, erklärt Trainer Andreas Pach augenzwinkernd. „Aber im Ernst: Kaddl lebt diesen Verein wie nur wenige andere. Sie ist immer da, auf sie ist Verlass. Sie hat diese Auszeichnung wirklich verdient.“

Und vielleicht ist es auch dieser besondere Bonus, der die nachfolgende Partie gegen den Zweitliga-Absteiger Magdeburg für den Tabellenfünften Fortuna zu einer Art Auferstehung macht. Gegen die vier Spitzenteams der Regionalliga Nordost mussten sich die Dresdnerinnen bislang in jeder Partie geschlagen geben. Nun zerstörte die Fortuna-Elf den Nimbus des Zweitliga-Absteigers von der Börde. Der Magdeburger FFC war bis dato das einzige Team ohne Niederlage – acht Siege, drei Remis. Diese Serie riss beim Jubiläumsspiel von Kathleen Freude. Deren Kolleginnen zerrissen sich förmlich vor Elan, Kampfkraft und Spielfreude und boten dem Favoriten eine Partie auf Augenhöhe, die die Gastgeberinnen nach 90 spannenden Minuten mit 3:2 (3:1) für sich entschieden. Carolin Sophie Härling (3., 45.) und Jessica Schleusing (45. +1) steuerten die Tore bei. Yvonne Wutzler (40.) und Manuela Knothe (55.) trafen für die Gäste.

Weitere Magdeburger Tore verhinderte die erst 16-jährige Ersatz-Torhüterin Sophie Richter mit einigen Glanzparaden und einer glänzend eingestellten Viererkette. „Das war ein Erfolg der mannschaftlichen Geschlossenheit“, sagte Pach, der seine Schützlinge wohl noch nie in dieser Saison so aufopferungsvoll grätschen, laufen und spielen gesehen hatte. „Das lag allerdings auch daran, dass wir durch viele berufliche und verletzungsbedingte Ausfälle keine Kontinuität in unsere Aufstellung und damit auch in unsere Leistung bringen konnten“, sagte Pach. Kathleen Freude kann er damit nicht gemeint haben. Die glühende Dynamo-Anhängerin stand in allen 13 Punktepartien die kompletten 90 Minuten auf dem Platz.

Mit Dynamo Dresden hat auch das Geschenk zu tun, das ihr aus der Mannschaft noch nachträglich zum 400sten überreicht wird. Nur so viel soll verraten werden: Es ist schwarz-gelb. Wird vielleicht noch die beste Szene nach dem Spiel.

 
Quelle: sz-online.de (Sächsische Zeitung, 08.12.2015)

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